Von links nach rechts: Gisela Detrell, Reinhold Ewald, Alfred Krabbe, Heinz-Wilhelm Hübers.

Zwei Weltraum-Koryphäen verabschieden sich in den Ruhestand

1. Juli 2025 /

[Bild: IRS]

Reinhold Ewald und Alfred Krabbe wurden am 27. Juni feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Die beiden Professoren forschten und lehrten für viele Jahre auf den Gebieten der Astronautik und Flugzeugastronomie am Institut für Raumfahrtsysteme an der Universität Stuttgart.  

Sie haben die Wissenschaft mit bahnbrechenden Erkenntnissen bereichert und Generationen von Studierenden begeistert. Professor Reinhold Ewald und Professor Alfred Krabbe wurden am 27. Juni 2025 am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Gisela Detrell, Professorin für Human Spaceflight Technology an der TU München und ehemalige Forschungskollegin Ewalds, würdigte in ihrer Laudatio sein Wirken am IRS. Heinz-Wilhelm Hübers, Direktor des DLR-Instituts für Weltraumforschung in Berlin und früherer Mitstreiter im SOFIA Projekt, hob Krabbes Leistungen auf dem Gebiet der Infrarotastronomie hervor.

Von links nach rechts: Gisela Detrell, Reinhold Ewald, Alfred Krabbe, Heinz-Wilhelm Hübers.
Von links nach rechts: Gisela Detrell, Reinhold Ewald, Alfred Krabbe, Heinz-Wilhelm Hübers.

Astronaut und Wissenschaftler aus Leidenschaft

Astronaut Reinhold Ewald wurde der breiten Öffentlichkeit am 10. Februar 1997 durch seinen Weltraumflug an Bord des Raumschiffs Sojus TM-25 zur russischen Weltraumstation Mir bekannt. Als Mitglied des europäischen Astronautenkorps wirkte er maßgeblich an der Planung, Durchführung und Überwachung zahlreicher Missionen zu den Raumstationen Mir und ISS mit. 2006 beispielsweise betreute er seinen Astronauten-Kollegen Thomas Reiter für die ASTROLAB-Mission – die erste europäische Langzeitmission auf der ISS.
Am 1. September 2015 übernahm er die Professur für Astronautik und Raumstationen am IRS. Ewald prägte mit seinem Team zahlreiche Projekte – etwa die kontinuierliche Weiterentwicklung des Weltraumsimulators, in welchem Studierende einen „Weltraumführerschein“ ablegen können. Auch konzipierte er Experimente zu Lebenserhaltungssystemen auf der Internationalen Raumstation ISS. Ein besonderes Highlight:ist der jährlich stattfindende Space Station Design Workshop – ein internationaler Workshop, bei dem Studierende aus aller Welt visionäre Weltraumprojekte unter realitätsnahen Bedingungen entwerfen, die anschließend von einem internationalen Fachgremium bewertet werden. „Mit seiner nahbaren Art und spürbaren Begeisterung für die Weltraumforschung hat Reinhold Generationen von Studierenden inspiriert“, betont Professor Stefanos Fasoulas, geschäftsführender Direktor des IRS.

Astronaut Reinhold Ewald.
Astronaut Reinhold Ewald.

Von Sternen, Galaxien und Schwarzen Löchern

Alfred Krabbe übernahm am 1. November 2008 die Professur für Flugzeugastronomie und Extraterrestrische Raumfahrtmissionen am IRS. Dort leitete er das Deutsche SOFIA Instituts (DSI), das auf deutscher Seite für  den Betrieb der fliegenden Sternwarte SOFIA (Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie) verantwortlich war. 2011 und 2019 war SOFIA jeweils für eine Woche am Flughafen Stuttgart stationiert – ein besonderes Ereignis, bei dem die Universität Stuttgart der breiten Öffentlichkeit Einblicke in dieses einzigartige Forschungsprojekt ermöglichen konnte. „Mit bis zu 45 Mitarbeitenden an drei Standorten – einem in Stuttgart, zwei in Kalifornien – galt es, nicht nur wissenschaftliche, sondern auch organisatorische Herausforderungen zu meistern“, so Professorin Sabine Klinkner, stellvertretende Direktorin des IRS. „Alfred hat sie gemeinsam mit seinem Team alle gemeistert.“
Vor seiner Tätigkeit am IRS war Krabbe unter anderem am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching tätig, wo er gemeinsam mit dem späteren Nobelpreisträger Reinhard Genzel Schwarze Löcher erforschte. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Laufbahn waren Heidelberg, Berlin, Berkeley und Köln.

Alfred Krabbe
Alfred Krabbe

Mit der Wissenschaft verbunden bleiben

Ganz von der Wissenschaft verabschieden sich die beiden nicht. Ewald wird auch künftig in Vorlesungen zu Gast sein, um Erfahrungen von seinem Mitflug in der Soyus-Kapsel zu teilen. Außerdem wirkt er bei Veranstaltungen des IRS und der Universität Stuttgart mit.  Krabbe unterstützt seine Kolleg*innen in der ersten Phase des SOFIA Data Center (SDC) Projekts. Das Ziel ist es, die von SOFIA gesammelten Daten der internationalen astronomischen Gemeinschaft zur weiteren wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung zu stellen. 

Luft- und Raumfahrtforschung an der Universität Stuttgart

Die Stuttgarter Luft- und Raumfahrt ist eine bundesweit einzigartige interdisziplinäre Ideenschmiede für Schlüsseltechnologien im All und auf der Erde. Forschende der Universität Stuttgart bündeln Expertisen auf den Gebieten der Klima- und Energieforschung, Kommunikationstechnologie, Antriebstechnik sowie des KI-basierten Fliegens. Ein zentraler Schwerpunkt ist die Erforschung nachhaltiger technologischer Lösungen, die die ökologischen Auswirkungen der Luft- und Raumfahrt minimieren sollen. Als Partner von THE Aerospace LÄND trägt die Universität Stuttgart zur Umsetzung der baden-württembergischen Landesstrategie bei, die Luft- und Raumfahrt bis 2050 nachhaltig, digital und kooperativ zu machen. Geforscht wird interdisziplinär und im engen Dialog mit regionalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Industrie, etwa im Rahmen der Sonderforschungsbereiche ATLAS (SFB 1667) und SynTrac (SFB-TRR 364).

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